Inselimpressionen

Ausschlafen. Es ist still. Langsam aufwachen in dem kleinen Backsteinhaus im Juister Ostdorf. Die Sonne scheint golden auf den Fußboden. Erst noch einige Seiten im Buch weiterlesen und dabei langsam wach werden. Aufstehen, sich strecken und die Fenster öffnen. Sonne durchflutet das Schlafzimmer im Dachgeschoss und kühle Morgenluft strömt herein. In der Ferne ist das Kreischen der Möwen zu hören und Hufgetrappel. Keine Luftverschmutzung, keinen Lärm von Autos oder stark befahrenen Straßen und keinen Alltagsstress. Das gehetzte Arbeitsleben hinter sich lassen und die alltäglichen Probleme vergessen. Tief durchatmen. Die Treppe zur Küche hinuntersteigen, einen Friesentee kochen und auf der Terrasse zuhören, wie sich die Kandisstücke knisternd im Tee auflösen. Langsam wird es wärmer und die Spatzen in den Büschen zwitschern. Das Kind alleine mit dem Fahrrad zum Brötchen holen schicken können, ohne sich dabei Sorgen um den Verkehr und die sichere Heimkehr zu machen. Frische Rosinenstuten oder Juister Schwarzbrot zum Frühstück auf der Terrasse genießen. Der Morgen scheint vielversprechend, ein perfekter Strandtag; im Strandkorb liegen, schwimmen gehen, Muscheln am Strand suchen, vielleicht nach einem langen Strandspaziergang einen Kaffee trinken gehen und dabei auf die glitzernd blaue Nordsee schauen. Oder doch lieber einen Fahrradausflug mit Picknick am Strand? Vielleicht auch einen Dorfbummel und danach das Kurkonzert genießen?

Ausschlafen. Der Regen trommelt leise gegen die Fenster und der Wind pfeift um das kleine Haus. Langsam aufwachen, gemütlich liegenbleiben und endlich mal mehr als nur drei Seiten am Stück in dem neuen Buch weiterlesen. Nach einem ausführlichen Frühstück nochmals einige Seiten weiterlesen oder gemeinsam ein Spiel spielen, so wie früher. Dinge tun, für die man normalerweise keine Zeit hat. Postkarten an alle entfernten Verwandten schreiben. Gemäß dem Inselmotto „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur unpassende Kleidung“ einen dicken Pullover und die Regenjacke anziehen und sich nach draußen begeben. Warm eingepackt durch die Dünen und an den Salzwiesen entlang laufen. Den Wind im Gesicht spüren. Am Goldfischteich in den Dünen die Enten beobachten. Die Schaumkronen auf der Nordsee verfolgen mit dem Krachen der Brandung in den Ohren. In einem Café sich mit einem Stück Kuchen im Warmen belohnen. Nachhause kommen, erstmal heiß duschen und sich dann mit einem warmen Tee ans Fenster setzen. sich daheim fühlen. Oder doch lieber einen Besuch im Salzwassererlebnisbad? Man könnte auch einen Kutschausflug machen oder doch noch eine Runde joggen gehen. Vielleicht fällt die Entscheidung auch auf einen Mittagsschlaf im gemütlichen Bett, das wollte man doch schon seit Jahren mal wieder machen.

Alle Möglichkeiten stehen offen, aber keine Eile, denn hier an der Nordsee gehen die Uhren anders, langsamer. Alles hat seine Zeit. Entschleunigung. Mit allen Sinnen das Inselleben erleben. Den feinen weißen Sand zwischen den Zehen spüren, das salzige Meerwasser auf den Lippen schmecken, den Duft von Meer und Freiheit in der Nase, das Rauschen der Wellen hören und zusehen, wie die Sonne abends im Meer versinkt.